DOMerstagabend
Duo Stump-Linshalm
Anna-Maria Niemiec
Dom Museum Wien
Stephansplatz 6
1010 Wien
Time With Friends: Ein musikalischer Ausstellungsrundgang
In einem Alltag, der von Zeitdruck und ständiger Beschleunigung gekennzeichnet ist, ermöglichen Freundschaften—das erfüllende „Zusammenklingen“ mit anderen—Momente der freudigen Gelöstheit. Im authentischen Zusammensein mit anderen tritt die tägliche Hektik in den Hintergrund, wie auch der Drang, stets besser und schneller funktionieren zu müssen. In ihrer Intervention mit Bassklarinetten und Cello führen das Duo Stump-Linshalm und Anna Maria-Niemiec „in aller Freundschaft“ einen musikalischen, zeitbasierten Dialog mit bildender Kunst. In historischen wie zeitgenössischen Stücken von Hildegard von Bingen über Sulpitia Cesis bis Iannis Xenakis begleiten sie den Weg durch die Ausstellung, auf dem wir intimen Dialogen, dem Spiel von Gegensätzen und Harmonie wie auch den Herausforderungen einer tiefen Verbindung begegnen dürfen.
PROGRAMM
Petra Stump-Linshalm (*1975) CINNAMON ROSES (2018) für 2 Klarinetten
Petra Stump-Linshalm (*1975) VARÐLOKKUR (2023) für Violoncello solo
Sulpitia Cesis (1577- ca 1620) Maria Magdalena et altera Maria für 2 Klarinetten und Violoncello
Iannis Xennakis (1922-2001) Charisma (1971) für Klarinette und Violoncello
Alexander Stankovski (*1968) aus Linien II (2001/2015) für 2 Klarinetten
Hildegard von Bingen (1098-1179) O frondens virga für Bassklarinette, Klarinette und Violoncello
Christoph Herndler (*1964) im Schnitt, der Punkt (2003) für ein Klarinettenpaar & supermixen (2001) für Violoncello
Am Beginn stehen zwei Werken von Petra Stump-Linshalm: Zunächst entfaltet sich in CINNAMON ROSES ein kurzes Gespräch zweier verwandter Seelen. Danach folgt VARÐLOKKUR – ein altnordischen Begriff - der einen spirituellen Gesang beschreibt, der zum Schutz einer in Trance gefallenen Schamanin gesungen wurde. Da es keine genauen Überlieferungen gibt, lässt sich nur vermuten, wie ein solcher Gesang geklungen haben könnte. Mit Maria Magdalena et altera Maria von Sulpetia Cesis schließen wir den ersten Teil ab. Dieses Werk thematisiert Maria Magdalena und Maria, die Mutter Jesu, und betont die Bedeutung von Freundschaft und gegenseitiger Unterstützung zwischen diesen Frauen, wobei Maria Magdalena für Buße und Erneuerung und die Gottesmutter Maria für Fürsorge steht.
Der zweite Teil beginnt mit Charisma von Iannis Xenakis. In dieser Komposition erklingen die Gedanken des Komponisten an einen viel zu früh verstorbenen Freund. Xenakis greift auf dramatische Spannungen und Kontraste zurück, das Klangspektrum reicht von fein nuancierten bis hin zu aggressiven Klängen. Die drei Stücke aus Alexander Stankovskis Linien II zeigen facettenreich die Beziehung der beiden Klarinetten auf verschiedene Arten. In den „Fünf Stücken“ bietet die Bassklarinette eine unerschütterliche Basis, während die Klarinette in verschiedenste Rollen schlüpft. „Stop and Go“ beschreibt das gemeinsame Anhalten und Weiterziehen sowie das Bestreben, beieinander zu bleiben. Im „Dyptichon“ stehen Ähnliches und im Detail gänzlich Verschiedenes nebeneinander.
Ein nahtloser Übergang zum letzten Teil bildet O frondens virga („O grünender Zweig“), das das Bild des lebendigen Zweigs als Symbol für Wachstum und Verbundenheit verwendet und als Metapher für Freundschaft und die Unterstützung, die Freunde einander bieten, interpretiert werden kann. Zum Abschluss des Konzerts erklingt eine Art Palimpsest von Christoph Herndler und seinen grafischen Notationen. Die Werke „im Schnitt, der Punkt“ und „supermixen“ überlagern sich dabei. Alle Musiker*innen sind miteinander verbunden, bleiben jedoch zugleich ganz bei sich.
MusikerInnen
Petra Stump-Linshalm - Klarinette, Bassklarinette
Heinz-Peter Linshalm - Klarinette
Anna-Maria Niemiec - Violoncello