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Der seit geraumer Zeit in Wien lebende italienische Komponist Pierluigi Billone (*1960) stellt mit dem Titel seines aktuellen Werks für zwei Bassklarinetten einen direkten Bezug zu Andrej Tarkowskis Filmepos “Nostalghia” her. “Ein Tropfen Öl plus ein Tropfen Öl ergeben einen größeren Tropfen und nicht zwei”, heißt es dort.
In enger Zusammenarbeit mit den herausragenden InterpretInnen entwickelte und verfasste Billone diese herausfordernde, stringente 70 minütige Komposition. “1+1=1” spielt auf einen Unterschied an: auf das erkennen der Praktik und Intelligenz des Klanges als bewusste Zugehörigkeit zu einer impersonellen Dimension, deren Grenzen nicht gezogen sind (wie in einem Tropfen Öl), schreibt Billone. Das klingt enorm kompliziert und zu theoretisch formuliert. Vom Höreindruck erschließt sich einem das Stück auf viel direktere Weise. Eine wesentliche Bedingung für das Stück ist ein ausgewählter Ort, im Fall der CD-Aufnahmen (meisterhaft durchgeführt von Alfred Reiter) war dies das Haus des Klangforum Wien und die Anweisung an die beiden Interpreten, sich im größten, akustisch noch sinnvollen Abstand (ca. 15 Meter) zu positionieren. Aus der Stille lösen sich, an der Grenze zum Hörbaren dahinfließend, vibrierende Klangbänder, die in einzelne Soundinseln aufgehen oder auch jäh in energetische, dichte Explosionen von schreiender Gestik münden. Diese Wechselwirkungen werden in immer neuen Verhältnissen ausgelotet. Im dazugehörigen Klangbild verschmelzen die beiden Bassklarinetten quasi zu einer. Trotzdem ist unüberhörbar, dass hier zwei hochgradige InstrumentalistInnen zu Werke gehen. Mit einer Fülle von erweiterten Spieltechniken realisieren Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm das Bestrebens Billones, entlegenste Klangwelten herbei zu holen. Selten hört man, dass bravouröse Virtuosität derart im Dienste der Musik steht. Bleibt zum Schluss die Frage offen, ob es der Länge des Werks zu dessen Schlüssigkeit bedurfte.
(HAN)