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ShortCuts

Eine einzigartige Sammlung von kurzen Stücken für zwei Klarinetten oder Bassklarinetten von Musikschaffenden aus Österreich, Neuseeland, Australien, Venezuela, Kolumbien, Israel, Bulgarien, Polen, Schweiz, Slowakei, Finnland, Deutschland, Italien und Frankreich.

kurz und gut: ShortCuts

Wie klingt die Musik am Beginn des 21. Jahrhunderts? Eine Antwort darauf kann das Projekt ShortCuts geben: eine einzigartige Sammlung von kurzen Stücken für zwei Klarinetten oder Bassklarinetten. Diese 34 vielfältigen Miniaturen von Musikschaffenden aus vier Kontinenten zeigt eine Momentaufnahme vom gegenwärtigen Komponieren. Initiiert von und kreiert für wurden die ShortCuts für die Klarinettisten Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm.

Ein Zufall hatte zu dem Projekt angeregt: als 2004 Jorge Sánchez-Chiongs Bassklarinetten-Duo trópico tránsito nicht rechtzeitig zur Uraufführung fertig war, präsentierten Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm aus dem Werk lediglich einen etwa zweieinhalb Minuten dauernden Teil: eine wilde, ausnotierte Free-Jazz Improvisation mit dem Titel for albert ayler. Das Publikum war begeistert. Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm erkannten das Potential dieses Ansatzes: zwei gleichklingende Instrumente - Kammermusik in ihrer intimsten Form, in einem knapp formulierten Umfang. Ein spannender Ausgangspunkt. 

Das Duo Stump-Linshalm lud befreundete Komponist/innen ein, ShortCuts zu schreiben. Zwischen 2008 und 2010 entstand eine bunte Sammlung von Stücken mit einer Länge von etwa drei Minuten.

Das Spektrum reicht von höchst differenziert gestalteter Musik, wie Simeon Pironkoffs unstable secrets, ein Stück, bei dem für fast jede Note gleich mehrere Spielanweisungen vorgegeben sind, bis hin zu Christoph Herndlers quicksand, dessen musikalischer Verlauf mit schlichten graphischen Zeichen dargestellt ist.  

Während sich Klaus Langs weisse schatten. durch das sanfte Dahingleiten zwischen Geräusch und Klang auszeichnet, hat man es mit Bernhard Ganders bejing mit in Noten gesetzter Energie zu tun, die die Bassklarinette bis in die extremste Höhe treibt. Griff Johannes Kretz für sein Hoquetus Africa auf die mittelalterliche Hoquetus-Technik zurück, stand für Hey Driver, Cool Down the H’s von Christof Dienz ein Song einer lettischen Post-Punkband Pate. Sind für die Aufführung von Gerald Futschers Stück „Ich würde vorziehen, es nicht zu tun.“ ein Wasserbecken und Schläuche auf den Klarinetten notwendig, verlangt das Finale von Alexander Moosbruggers ShortCut „jemand sagt >bleib!< Schüsse aus 23 Konfettikanonen. Für Abwechslung ist bei der ShortCuts-Sammlung also gesorgt.
Text: Ursula Strubinsky

CD ShortCuts

CD 1

1 Germán Toro Pérez
En vilo (2008) für 2 Bassklarinetten
En vilo (in der Schwebe) besteht aus einem Grundmodell und vier zunehmend verwachsenen Ableitungen. Das Modell baut auf oszillierenden Elementen in verschiedenen Zeitskalen auf. Ausgangspunkt und Grundmaterial des Stückes sind Schwebungen, die auftreten wenn die geringfügig unterschiedlichen Instrumente das selbe Material spielen. Weitere verwandte Elemente sind Triller und pendelartige Motive. Das Stück wurde auf Einladung von Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm geschrieben und ist ihnen gewidmet.

2 Lotta Wennäkoski
andas (2008) für 2 Basskalrinetten
Bass clarinet is one of the most versatile instruments considering the huge register and the possibilities of different timbres. I've always found its sound very human and the air sounds specially fascinating. Breathing was thus a natural starting point to the short bass clarinet duo Andas. I wrote the work in 2008 having two very qualified musicians in mind: Petra Stump and Heinz-Peter Linshalm. Andas is the Swedish word for breathing

3 David Philip Hefti
(T)raum-Ze(n)it (2008) Dialog für 2 Bassklarinetten
(T)raum-Ze(n)it' wurde 2008 im Auftrag des Duos Stump-Linshalm geschrieben und ist Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm gewidmet.
Raum und Zeit gehören wohl zu den meistdiskutierten Begriffen überhaupt. Immanuel Kant legt in seiner 'transzendentalen Ästhetik' dar, dass Raum und Zeit Voraussetzungen der sinnlichen Vorstellung sind. In der Relativitätstheorie bedeutet 'Raum-Zeit' die Zusammenfassung der drei Raumdimensionen mit der Zeit als vierter Koordinate zu einem vierdimensionalen Raum. Und im Traum verschwimmen Zeit und Raum zu vieldeutigen, häufig irrealen Bildern...

4 Alexander Stankovski
Stop and go (2008) für 2 Klarinetten 2 Instrumente – 1 Linie
Töne – Pausen
lang – kurz
Kontinuität – Unterbrechung
In Gang bringen - enden

5 Sylivie Lacroix
"encore un instant..." (2008) für 2 Klarinetten
ist als "zu-gabe" für eure sammlung gedacht
ein kleines geschenk
und zugleich ein "encore"
ich habe mich dabei gespielt mit zwei besonderen fähigkeiten der klarinette die faszinierenden harmonischen möglichkeiten der spaltklänge
mit einem abwärts strebenden motiv
und ihre virtuose wendigkeit
mit einem "vogel" motiv
zwei entgengesetze b-klarinetten charaktere
die für einen augenblick eine kleine welt klingen lassen

6 Christof Dienz
"Hey Driver, Cool Down the H ́s" Kanon für 2 Bassklarinetten
der auftrag aus dem jahr 2008 kam vom (bass)klarinetten-duo stump-linshalm.
ich sollte ein höchstens 3 min. langes stück schreiben.
der titel ist eine ableitung eines songs einer lettischen postpunkband aus den frühen 90ern deren namen ich leider vergessen habe. der song hiess "Hey Driver, cool down the Horses" und diese doppeldeutigkeit meines titels mit H ́s ist auch programm für das stück.
einerseits beginnt das stück mit einem H und gerät schnell aus den fugen mit wilder quietschender überblastechnik und andererseits steht das thema "horse" im mittelpunkt.
so ist der rhythmus achtel - 2 sechzehntel (typischer galopp-rhythmus) stück bestimmend und ein sehr bekanntes westernserienthemazitat ist in das stück eingebaut.

7 Michael Norris
'Ars Moriendi' (The Art of Dying) (2008) for 2 bass clarinets
were two 15th-century texts giving advice to the dying soul in order to ascend to heaven. In this piece, the bass clarinets bridge the terrestrial with the celestial, and enter into a fleeting counterpoint of ideas between the sonically distinctive registers at either extreme of the instrument"

8 Dieter Kaufmann
„ÉLÉGIE À DEUX“ („vom Bach zum Meer“) (2008) für 2 Bassklarinetten,
Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm gewidmet, Op.110/2008, 2‘40“, UA 13.6.2008, Wien, Alte Schmiede
Bach und Meer dienen hier als musikalische Ausgangspunkte:
b,a,c,h gegenübergestellt den zwei e aus Meer. Ein kurzer
dramatischer Dialog, der einen Spannungsbogen aufbaut und
wieder zurücknimmt, der Versuch, ein Espressivo zu schreiben,
ein partnerschaftliches Gespräch, eine Auseinandersetzung
zwischen zwei “zusammengehörenden” Menschen, inspiriert von
der Tatsache, dass die beiden Instrumentalisten auch privat
ein Paar sind.
(Aus der Kaufmann-Biographie “ich gehe im himmel der pfützen”
von Sabine Reiter, Österr. Musikzeit-Edition im Verlag Lafite)

9 Andrew Ford
The Tears of Geertje Dircx (2008) for two clarinets
The request to compose a three-minute duo for Petra Stump and Heinz-Peter Linshalm came shortly after I had begun composing my opera Rembrandt's Wife (2007–09). I very much wanted to write the duo, but it was hard to think about anything except the opera, so in the end I combined the two projects. I composed the duo with the intention of later scoring it for the nine-piece ensemble of the opera and using it as an interlude. Although, at the time of composition I wasn't exactly sure where it would appear in the opera, the descending jagged clarinet lines suggested grief and so I called the piece The Tears of Geerjte Dircx, after Rembrandt's servant and temporary lover whom the painter had committed to an asylum. As it happened, the three minutes of music found their place in the opera at exactly the moment of Geertje's betrayal.©A.F.

10 Jean-Francois Charles
Play Along 1-3 (2008) for 2 clarinets
Play Along 1, 2, and 3 are pedagogical pieces, to be played by a teacher and a student. They might constitute an introduction to a few so-called "modern" clarinet techniques.
In Play Along 1, the instrument is made flexible. Sounds are produced with the mouthpiece only, by singing while playing, and by whistling. Play Along
2 is a playful introduction to quarter-tones, while Play Along 3 must be
played with much energy, much sound, much rhythmical precision, and much pleasure.
Many thanks to Petra and Heinz-Peter for inviting me in their Short Cuts project, and for dedicating so much of their time, talent, and experience to the creation of new music!

11 Bernhard Gander
beijing (2010) für 2 Basskarinetten
"beijing" ist ein kurzer akustischer eindruck, den ich während meines aufenthaltes in beijing gewonnen habe.
das stück ist dem duo stump-linshalm gewidmet, zwei aussergewöhnlichen musikern, mit denen ich mich freundschaftlich und musikalisch sehr verbunden fühle.

12 Eckart Beinke
collaboration (2008) für 2 Bassklarinetten
Kurze Studie über Gemeinsames und Trennendes zweier Bassklarinetten. Das „Zusammenspiel“ besteht im Abgrenzen wie im Verschmelzen von Klängen und Gesten. Grundlage bildete die Stimme aus einem Duo für Countertenor und Bassklarinette. collaboration ist Stump-Linshalm gewidmet. (E.B.)

13 Alexandra Hay
part#2 (2008) for 2 clarinets
part/s (part #1, part #2, part #3) is a triptych study of separations in line and texture inside the warmth and richness of the clarinets' timbre. The pieces were written for Austrian duo Petra Stump and Heinz-Peter Linshalm in 2008; part #1 was composed for their project Short Cuts. The three pieces may be performed either in succession, or in isolation.
part/s (part #1, part #2, part #3) ist ein Triptychonstudie von Trennung der Linie und Textur, innerhalb der Waerme und Schwere des Klarinettentimbres. Die Stuecke wurden fuer Duo Stump-Linshalm in 2008 erstellt, und part #1 wurde fuer Ihre Short Cuts Project komponiert. Die drei Stuecke duerfen entwieder nacheinander oder eigenstaendig aufgefuehrt werden

14 Dominik Karski
fragile (2008)
In essence, the work articulates two types of differences: small and large. These difference- types can create two distinct effects: transition and contrast. Transition is the path that the work wants to take - but its articulations are interrupted, because the material also
presents contrasts, which are like "shortcuts" to a future state of transition. In the end, there is a fairly tight, yet somewhat unstable process based on attempted synthesis of the two opposing tendencies. The work was composed for the duo Stump-Linshalm, who first performed it on 9 November 2008 at Wien Modern

15 Wolfgang Seierl
“Funk” (2008) für 2 Bassklarinetten
"Funk" ist das erste von einer Reihe von Stücken, in denen ich Text (in diesem Fall handelt es sich um einen Satz von Clément Rosset) - in Morsecode verschlüsselt - so verwende, dass er einerseits von einem Instrument (also einer Nicht-Stimme) gespielt (vorgelesen) werden und andererseits trotzdem prinzipiell verstanden (entschlüsselt) werden kann. Dafür ist allerdings die Kenntnis des Morsecodes notwendig, den zumindest Hobbyfunker heute noch beherrschen. Allen anderen wird diese zweite Hörverständnisebene der 1. Klarinette gezwungenermaßen verborgen bleiben, dafür aber vielleicht eine musikalisch-rhythmisch ebenfalls reizvolle eröffnet werden - Beispiel dafür, dass - ohne werten zu wollen - Bildungsunterschiede auch Wahrnehmungsunterschiede zeitigen.
"Der Zuhörer wird immer überrumpelt und überrascht. Daher ist die Wirkung der Musik vorallem eine Wirkung des Realen, und deshalb ist das Reale die einzige Sache auf der Welt, an die man sich nie so richtig gewöhnen kann." (aus : Clément Rosset, Das Reale in seiner Einzigartigkeit)

16 John Elmsly
Calls from the Ark (2008)
‘Calls from the Ark’ was composed in 2008 especially for Petra Stump and Heinz Peter Linshalm. When they visited Auckland we spent a pleasant day walking together in the Waitakere ranges within which there is a conservation sanctuary called ' The Ark in the Park.' This short fantasy for bass clarinets derives from expansions and contractions of sonorities which although they are not derived from recordings of bird calls, have spectral similarities with some sounds produced by our birds, especially the tui. Appropriately for the source of a duo for equals, the tui is also something of a mimic, even at times seeming to imitate human speech. Tui produce a wide variety of unusual calls: rich side-banded bell-like tones, clicks, whistling and spluttering sounds, all helped by the possession of the natural duetting facility of two voiceboxes.

17 Gerald Futscher
"Ich würde vorziehen, es nicht zu tun." (2010) für 2 schlauchverlängerte Bassklarinetten
( für zwei schlauchverlängerte Baßklarinetten. Die Schläuche enden in einem Wasserbottich- unter Wasser wird aufgenommen.)
Der Titel ist ein Zitat aus der Erzählung "Bartleby" von Herman Melville.
Zwischen Kapitän Ahab und dem Schreiber Bartleby liegt ein Zeitraum von nur zwei Jahren.Beiden gemeinsam ist die aus wahnwitzigem Trotz resultierende Einsamkeit.
Den Weiten der Ozeane wird ein Wassertöpfchen entgegengestellt.

CD 2

1 Jorge Sánchez-Chiong
for albert ayler [trópico tránsito unplugged] für 2 Bassklarinetten
ja, alles klein geschrieben, mit viereckigen klammern und sprachwirrwarr. In einfachen programmangaben kann auch einfach „for albert ayler“ stehen ... oder angesagt werden.
Ja, das ist sicher der grund, warum es noch nicht getauft ist: es begann als zugabe, es ist – nehme ich mal an – immer wieder eine zugabe, das ganze war ursprünglich aber nicht als abgeschlossenes ding gedacht (so wie der 3.satz von crin, den patricia als zugabe überall spielt und alle glauben, das wäre das ganze stück).
Diese aktionen freuen mich aber sehr, nicht nur weil die sachen gespielt werden, sondern auch, weil ich dann darauf komme, dass ein stück mehr als nur ein stück ist ... mindestens auschnittsweise. Und ausgerechnet dieses ding, dieses for albert ayler hat eine lange geschichte.
Es wäre aber fad und nur für gelangweilte (und langweilige) musikwissenschaftlern jetzt mal aufzulisten, woher alles kam, in welchen werken es vorkommt, wie oft und wie es überarbeitet wurde ... es würde auch vielleicht das gefühl erwecken, mir fehlt sonst nichts ein, als immer wieder dasselbe zu bearbeiten. Aber in wahrheit ist es so: ich habe einen unglaublichen spaß daran, diese knappe 2 minuten durch den fleischwolf zu schicken!
for albert ayler ist eine diesen sachen, die ich machte bevor ich selbst improvisierte: versuchen, das etwas ausgeschriebenes “wie improvisiert” klingt ... und das ist verdammt aufwendig! Man muss zu viele sachen vorher definiert, einige davon sind wie die hühner-ei- frage: welche art von improvisation (und warum), „was“ ist improvisation, wie äußert sich das improvisierte, usw usf. das stück ist auf seine art ziemlich altmodisch, sehr „old fashioned free jazz“ – brachial ohne bedenken, durchgehend explodierend, wie so viele impro-abende, die ich gerne damlas besuchte.
Unterschiedliches half für die realisierung:
> dramaturgische wendungen: kam z.t. aus dem beobachten von tausenden impros: wie ist die dramaturgie eine gute impro, die mich packt, die aufbau auslässt, die frage/antwort ignoriert? ... die spieler wissen nicht unbedingt wohin alles geht, sie reihen aber momenten nacheinander, die vielleicht eher nur in nachhinein eine logik ergeben werden, eine logik jenseits des voraussehbares, des gewöhnlichen taktisch/metrisch vorgeschriebenen; sie jagen sich gegenseitig, vielleicht treffen sie sich irgendwo: ein cue, ein moment für eine weden, für ein plan b ... das alles auf dem papier zu bringen und ein balance zu kriegen, ohne zwanghaft unschlüssig oder unbeabsichtigt viel zu schlüssig zu wirken, ist eine der herausforderungen.
> kenntnis über das instrument: vor allem, weil ich als komponist so reagieren will, als ob ich das instrument als wilder improvisator in der hand hätte – es handelt sich nicht unbedingt darum „was auf das instrument geht“, sondern, was ich daraus in meiner sprache als (virtueller) aufführender improvisator machen würde – dafür muss ich so viel wie möglich kennen, so viel wie möglich davon mal ausprobiert, abgehakt, umgestellt haben, um eine eigene sprache zu finden./ und es sollten 2 sprachen gefunden werden, da es sich nicht um 2 linien oder 2 instrumenten handelt, sondern um 2 musiker: um Petra und Heinz-Peter und wie ich sie und ihre (musikalische) persönlichkeit „portraitiere“.
> handwerk: vieles aus der new complexity ecke (irrationale rhythmusproportionen, tempoproportionen) usw. dinge, die halt helfen, weg von metrum zu sein, unterschiedliche flüssige oder starre musikmomente zu erschaffen ... aber auch weg von sachen zu gehen, die damals für mich irgendwie noch wichtig waren: bestimmte harmonische behandlungen usw.
Aber am aller wichtigsten ist die arbeit mit petra und heinz-peter – auch wenn schon einiges aus dem stück vorhanden war, bevor ich es für sie geschrieben und umgeschrieben hatte, bevor wir gemeisam es aufgebaut hatte ... und es geht nicht nur um „die arbeit“, um die „ästhetische oder persönliche entscheidungen“...
ab hier könnte ich noch einige seiten schreiben, anekdoten usw ... aber sagen wir es mal so: jedes mal, wenn sie das spielen, denke ich mir, dass es sich gelohnt hat, so etwas unsinniges wie eine „ausnotierte improvisation“ zu machen; aber mehr als „denken“, fühle ich mich dabei, wie wenn ich einen schnaps mit denen trinke! ... und das ... das ist wirklich was! Alles liebe jsx

2 Simeon Pironkoff
unstable secrets (2008) für 2 Bassklarinetten
Das Stück „unstable secrets“ – im Auftrag für das Klarinettenduo Stump-Linshalm entstanden -, ist ein weiterer Versuch, mich (wieder einmal) in die Grauzone des Phänomens der Interaktion zwischen formaler und natürlicher Syntax zu begeben. Ist das Erlebnis des „Kippens“ von einem ins andere für alle gleich oder verläuft dieser Prozess streng individuell? Das, was dieses Stück möchte, ist, definitiv keine eindeutigen Antworten auf diese Fragen zu geben, sonder ambivalente Strukturen zu schaffen, welche genügend Raum für eine möglichst unabhängige und nicht synchronisierbare „Interpretation“ der eigenen Erlebniszeit ermöglichen.

3 Christoph Herndler
quicksand (2010) Version für 2 Bassklarinetten
"Die Musik zieht wie Treibsand beständig in eine Richtung."

4 Wolfgang Suppan
Ulam (2008) für zwei Bassklarinetten
„Nachdem das Wort Ulam fast tonlos ausgesprochen wurde, formte sich etwas aus dem lehmigen Boden hervor. Vereinzelt funkelten Terz-Intervalle wie Kristalle und verketteten sich im weiteren Verlauf zu einfachen gerasterten Strukturen...“ Wolfgang Suppan

5 Klaus Lang
weiße schatten. (2008) für 2 Klarinetten

6 Chaya Czernowin
Duo Leat (2010) für 2 Basskarinetten
Duo Leat is a piece where the 2 bass clarinets slowly and very unpredictably reveal the lowest register of the instrument, as the two voices are slowley dancing never quite together but connected like 2 snakes which are Siamese twins

7 Nimrod Katzir
Juba’a (2010)
I wrote Juba’a for Duo Stump-Linshalm in 2010. Juba’a is a geological term in Arabic used to describe a hole in the ground, a pit, or a crater. I wrote the piece after visiting a volcanic crater in Israel which inspired me to create the particular ‘environment’ of Juba’a. The piece is the rendering of a fixed gesture (played by the clarinets) together with a dynamic sonic- environment. The environment is made of the acoustic space in which the piece is performed, but also of fellow musicians who help create the environment, or the ‘silence’ behind the clarinets.

8 Ori Talmon
Noch eine Runde (2010)
Noch eine Runde is a series of musical glimpses into possible interactions between the “Two”. Every such glimpse is a short time-fragment, a small drama which protagonists are the two performers and the two bass-clarinet parts.
The series of these musical glimpses construct the main musical flow of the piece, a bit like a series of still images that once projected one after the other, turn into a moving film. Each new fragment adds to the previous one, and the ones that were played before, by means of repetition, modification, enhancement, contradiction and resolution.
Dedicated to Petra Stump and Heinz-Peter Linshalm and their “Short-Cuts” project, “Noch eine Runde” puts the two bass-clarinets and their interactions in focus, the two instruments that are of the same kind, two that are at the same time both separate and one.

9 Iris Szeghy
CHORAL (2008) für 2 Klarinetten
Es ist ein stilles, feines Stück, gebaut um das pointillistisch zerlegte Thema des vielleicht bekanntesten Chorals von J.S.Bach - des Zentralchorals der Matthäus-Passion - herum. Das bekannte Thema wird in einzelne Töne, evtl. kleine Tongrüppchen zerlegt - sie erscheinen in verschiedenen Oktavhöhen, komplementär und in grösseren Zeitabständen auf die beiden Instrumenten verteilt. Die Lücken dazwischen werden mit feinen Klarinetten-Geräuschen gefüllt - mit Glissandi, Klappengeräuschen, Pfeifen und Flüstern ins Instrument.

10 Silvia Colasanti
Geschrei mit der Reinheit (2008) für 2 Klarinetten
Schmutzig bin ich, Milena, endlos schmutzig,
darum mache ich ein solches Geschrei mit der Reinheit. Niemand singt so rein als die, welche in der tiefsten Hölle sind; was wir für den Gesang der Engel halten, ist ihr Gesang. (F.Kafka - Briefe an Milena)

11 Gunter Schneider
Aus der Tiefe (2008)
für Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm
Schleifen und loops interressieren mich schon lange, als Wahrnehmungsphänomene und auch als Möglichkeit, musikalische Räume (aus) zu gestalten.
Selten können zwei Instrumente in der Intensität des Zusammenspiels so sehr zu einem verschmelzen wie im Spiel von Petra und Heinz-Peter.
So hab ich ein kurzes Stück für "Doppelbassklarinette" konzipiert, das sich als Schleife aufbaut, verdichtet und wieder verschwindet.
Die beiden Instrumente werden eins und gestalten hoketusartig die verschiedenen Schichten dieses (Verwirr-?)Spiels um Identität und Gemeinsamkeit

12 Reinhard Fuchs
twined traces (2008) für 2 Bassklarinetten
In twined traces winden sich die beiden Bassklarinetten um einzelne Töne und Intervalle. Wiederkehrende, gestische Figurationen treten in ein
kontrastreiches Wechselspiel mit ruhigen Klanginseln. Twined traces ist
Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm gewidmet, die sich unermüdlich und mit großer Begeisterung der zeitgenössischen Musik widmen

13 Bruno Strobl
„combine“ (2008) für 2 Bassklarinetten
Verbindung einer Reihe aus einem meiner älteren Stücke („t.o.r.“ = the open range) mit multiphonics auf Tönen dieser Reihe, das Hervortreten des Materials aus verschiedenen in der Tiefe liegenden Ebenen, die Verbindung, welche eine hervorragendende Musikerin mit einem hervorragenden Musiker durch dieses Material eingehen. Für Petra und Heinz-Peter

14 Massimo Botter
Two Acrobats on the String (2008)
As the title clearly suggests, this "short cut" is a brief joke that aims at describing how the exercise of two acrobats can take place, the dense dialogue between two musicians exchanging positions, sounds, figures.
The four sections that form it lead to the tension and final climax of only two measures, where one of the two acrobats succeeds in turning a triple somersault, spinning in the air
(while the breath accompanies the spinning), before landing and closing the exercise. The performance is divided as follows:
A. preparation of the acrobats, test of the rope;
B. walking to and fro, changes of direction;
C. jumps, running and balance exercises - preparation for... D. triple somersault. Conclusion!

15 Johannes Kretz
Hoquetus Afrika (2008) für 2 Klarinetten
Über das Werk: Hoquetus Afrika verwendet – wie viele meiner Werke – eine mikrotonale Tonskala, die den 7., 11. und 13. Oberton integriert. Es entstand unter dem Eindruck einer Afrika-Reise (Kenia), und verwendet u.a. auch die mittelalterliche Hoquetus-Technik, bei der Melodien auf zwei Musiker aufgesplittet werden, was einen interessanten räumlichen Effekt erzeugt.

16 Michael Amann
Lycaon (2008)
In den Metamorphosen erzählt Ovid die Geschichte des Tyrannen Lycaon.
Zeus besucht dessen Reich; und Lycaon versucht - um herauszufinden, ob er tatsächlich eine Gottheit ist - ihn im Schlaf zu ermorden. Als Strafe für diesen Frevel verwandelt Zeus ihn in einen Wolf. Diese Verwandlung zeichnet dieses Stück als „Verwilderung“ einer Melodie nach.

17 Alexander Moosbrugger
jemand sagt, bleib (2008)
Eine Miniatur als fortlaufende Überschreibung eines Gedankens. Verhältnismäßigkeiten, abfallende Folge. Alliterationen auf „weiß“. Konfettikorpus mit Solidaritätszuschlag, direkte Kunst, dichte Poesie, aktiv ablegen. DIN A4 gelocht. In den Ordner. Jemand sagt „bleib!“ – 297 x 210, Wurzel 2, CIS-Klappe, Oberstück, 5,5 mm durchmessen, 22,2 Cent auseinander, 0 plus 438,4 plus 323,2 plus 438,4 – 2,73732 7188 94 – 3,7125 ...
Dies sei intern etwas erläutert.
Das weiße Blatt damals (in Rom, Oktober 2008) blieb merkwürdig unbeschrieben, für eine ungewohnte Zeit lang. Und als ordnungsliebender Mensch, der man ja selten ist, und auch nur, solange nichts zu Wege gebracht ward, lochte ich das Papier, legte es ab in einen Ordner. Dies – die beiden (wenig nennenswerten) Aussparungen im Papier als Ähnlichkeitsfigur (Zwillingspaar) und Verhältnisgleichung hinsichtlich Strecke und rechten Winkels zum Gesamten, zum Blattrand – war tatsächlich der Anbruch eines kl. Stücks.
Die Eröffnung – es soll ja nicht mit Berechnungen loslegen – ist eine Verführung. Jemand sagt „bleib!“ in fortlaufender Überschreibung – in (R)einstimmung auf festem Boden (-Bass). Und werden zu Beginn einwandfreie Entscheidungen getroffen, folgt das Eine schön aus dem Anderen, nicht?
Welche Klappen es sind, mit denen wir zu improvisieren haben: siehe Partitur, Einzeichnung.
Die Schwebung in Satz vier – durchmessene fünfeinhalb Millimeter oder neu: 22 Cent – ist eine doch einleuchtende Verhältnisgleichung zu den Pulsen des vorhergehenden Sätzchens. Denke, das lässt sich vernehmen. Und was ist mit dem inkommensurablen Rest? Den ausgestanzten kreisrunden Blättchen? Das Finale zündet 23 Konfettikanonen, deren Korpus jenem der Instrumente ziemlich gleicht
...

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