Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft
Klang, Körper, Hören, Raum und Gemeinschaft – Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm boten ein beeindruckendes musikalisches Erlebnis
03.08.2012 | Silvia Thurner
Ideale Bedingungen bot das Foyer des Kunsthauses Bregenz für ein außergewöhnliches Konzertereignis mit dem Klarinettenduo Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm. Sie musizierten im Rahmen der „Kunst aus der Zeit“ bei den Bregenzer Festspielen das Werk „1+1=1“ für zwei Bassklarinetten von Pierluigi Billone. Alle jene, die sich auf die gut einstündige Reise in das Innere der Klänge und deren Zusammenwirken im Raum einlassen konnten, erlebten eine hoch konzentrierte, jedoch auch entspannte Musik mit herausragenden Musikern.
Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm arbeiten oft und gerne mit zeitgenössischen Komponisten zusammen. So entstehen maßgeschneiderte Werke und gültige Aufführungen, die die Essenz der einzelnen Werke an die Oberfläche tragen. Das Zusammenwirken mit den Komponisten selbst ist ein wichtiger Bestandteil der Werkdeutung und in den Konzerten spürbar.
Gemeinsames Erarbeiten
Pierluigi Billone schuf für das Klarinettenduo ein langes Werk, in dessen Verlauf die unterschiedlichsten Klangnuancen der Bassklarinetten ausgelotet werden. So entwickelten sich Übereinstimmungen und Ausgleiche sowie Zusammenklänge, die die Instrumente und die Spieler zu einem einheitlichen Ganzen verschmolz. Auch der Atem und die Atemströme der Musiker waren wichtige Parameter in der musikalischen Anlage des groß angelegten Werkes.
Perkussive Elemente bildeten Marksteine für die Ereigniseinheiten, die sich im langsamen Fluss der musikalischen Zeit bildeten. Einzelheiten nahmen eine eigene Körperlichkeit an und erhielten durch die langen Entwicklungsphasen eine Eigendynamik.
Musik im Raum
Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm musizierten einander gegenüber und in einer Distanz von gut 10 Metern. Damit wurde der Raumklang im KUB-Foyer direkt mit einbezogen und die Zuhörenden in die Mitte genommen. In langsam sich ausbreitenden Abschnitten erklangen Tonlinien, Fragmente, Floskeln und Tonqualitäten. Besonders spannend war es, die beiden Musiker abwechselnd in den Fokus der Aufmerksamkeit zu stellen, um zu erfahren, in welcher Weise und ob überhaupt die beiden Instrumentalstimmen miteinander in Beziehung traten. Schwebungen, Reibungen und mikrotonale Verschiebungen entwickelten dabei ein Eigenleben.
Mit diesem Werk eröffneten der Komponist Pierluigi Billone sowie Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm Räume für musikalische Imaginationen, die jede und jeder Einzelne für sich selbst gestalten konnte. Offen und interessiert begegneten die zahlreichen KonzertbesucherInnen dem musikalischen Fluss. Jedenfalls war dieses Konzert ein Höhepunkt der diesjährigen Bregenzer Festspiele und im Rahmen des mageren KAZ-Programmes sowieso.